Der irische Setter unterscheidet sich vom englischen Setter und Gordon-Setter zunächst und am auffälligsten durch seine rothe oder rothgelbe Färbung. Die erste Erwähnung der Setter in Irland finden wir in dem zu Anfang dieses Jahrhunderts erschienenen englischen Werke: „The Sportman´s Cabinet“ (Nr. 1803) worin u. A. bemerkt wird, dass die irländischen Spotsmen dem Setter den Vorzug vor dem Pointer geben, da die Felder in vielen Districten ihres Landes ausgedehnt, sehr uneben (ruppy) und steinig wären.
In Betreff der äußeren Erscheinung des damaligen irischen Setter schweigt indes der Autor. Auf dem Titelblatt der 1805 erschienen „Cynocolographia Brittanica“ , die drei Settervarietäten darstellt, ist der irische Setter einfach roth coloriert, jedoch mit einer breiten, weißen, vom Oberkopf über Nase und Lippe hinabreichenden Blässe.
Der irische Setter ward zu jener Zeit weit höher geschätzt als der englische und der schottische Setter, für Ersteren wurden durchschnittlich 50 Pfund, für sehr schöne Exemplare bis 200 Pfund bezahlt. Ebenso bemerkt Richardson, der etwa zur selben Zeit schrieb, dass ein Preis von 100 Pfund für einen guten Irish Setter nichts ungewöhnliches sei. Die Rasse war demnach zu jener Zeit bereits hochgeschätzt, wiewohl man hinsichtlicht der Farbe weniger streng war wie heutzutage (1894).
Der Irish Setter hat nur eine kurze Geschichte, welche obendrein manche Widersprüche enthält. Konkrete Aufzeichnungen über Stammbaum und Erscheinungsbild namhafter Irish Setter gibt es erst seit der Birmingham- Austellung 1860, wo eine eigene Klasse für den Irish Setter eingerichtet wurde. Diese Aufzeichnungen beschränken sich insbesondere auf Erscheinungsbild, Farbe, Größenangaben und Abstammung.
In den Field Trials erregte Rev. Macdona des Landres 1870 Aufsehen mit seinem Plunket, welcher später an Mr. Purcell Llewllyn verkauft wurde und mehrfacher Suchensieger wurde. Plunket wird als sehr kleiner, hündinartig gebauter Hund geschildert, während er in seiner Gangart und seiner Stellung beim Vorstehen die English Setter von Lavarak weit übertraf.
( Anmerkung: Lavarack, Züchter und Förderer der English Setter sowie Autor, widmete sein berühmtes Buch über den Setter -1872- Purcell-Llewellin).
Idston gibt folgende Schilderung von Plunket: Dieser Irish Setter zeigt nicht die tiefrothe Färbung, allein - was von größerer Bedeutung ist - er zeigt correkten Bau und ist ein vorzüglicher Renner, rasch in der Wendung, leicht in seinem Galopp, mit einer vollkommenen Beherrschung seiner Bewegungen, befähigt, jeden Augenblick anzuhalten und mit Eleganz anzuschließen. Er ist schmal von vorn gesehen, mit einer prächtigen Stirn, einem feinen mageren Kopf, ein volles nußbraunes Auge, eine große leberbraune Nase mit Nüstern, welche sich ausdehnen, wenn sie den Wind fangen. Er hat den langen, sich nach oben verjüngenden Hals, den breiten Rücken, die vorspringenden Hüften, die starken Hinterviertel, den festen, kleinen Fuß und die langen musculösen Schenkel des echten irischen Setter, geeignet für den rauhen Sport seiner heimathlichen Insel oder für die Berge Schottlands mit ihren Granitblöcken.
In der letzten Hälfte der 80er Jahre (1885 - 1890) erregte auf den Field-Trials die Beautiful Aveline des Rev. O'Gallaghan Aufsehen, ebenso die kleine Hündin Little Nell (geworfen 1884), welche trotz ihres geringen Gewichtes von nur 40 Pfund mit Erfolg gegen die größeren Hunde lief und für die beste Hündin im Field-Trial gehalten wurde. Wenn der irische Setter sich für den praktischen Jagdgebrauch von jeher nicht derselben allgemein Beliebtheit erfreute, wie der englische Setter, so ist dies lediglich durch seine im Freien nicht weit sichtbare Färbung bedingt. In der äußeren Erscheinung machen die besten Irish Setter meistens einen leichteren und zäheren Eindruck wie die englischen Setter und Gordon Setter. Man wirft ihnen Eigensinn und Hartnäckigkeit vor, sie sollen sich schwer dem Dresseur unterwerfen und das Erlernte häufig bald wieder vergessen. Dafür sind sie ungemein ausdauernd, von guter Suche und Nase und lassen bei häufigem jagdlichen Gebrauche nichts zu wünschen übrig.
(Auszüge aus Ludwig Beckmann: Geschichte und Beschreibungen des Rassen des Hundes, Braunschweig 1894)